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Eigene Währung in Treffurt?

– ein Beitrag von Annemarie Pfeil –

Not macht erfinderisch. Dieser Leitspruch war in Kriegszeiten besonders aktuell. Selbst Münzgeld wurde zur Mangelware. Metall wurde für die laufende Kriegsproduktion benötigt. Mit Geldscheinen halfen sich die staatlichen Stellen aus. So auch in Treffurt, wo die Stadtväter eigenes Geld drucken ließen.

Um für die Kriegsproduktion im Ersten Weltkrieg das notwendige Buntmetall zu beschaffen, wurde der zwangsweise Aufkauf von Material und Gerätschaften aus den öffentlichen und privaten Haushalten angeordnet, wie zum Beispiel Glocken und Türklinken. Bezeichnend war, dass der Staat selbst vor seinen eigenen Münzen nicht Halt machte.

So wurden ab 1916 die ein- und Zwei-Pfennig-Stücke und ab 1917 die Fünf- und Zehn-Pfennig-Nickelstücke nicht mehr geprägt und die vorhandenen aus dem Verkehr gezogen. Es entstand dadurch eine spürbare Hartgeldverknappung auf dem Binnenmarkt. Die vorübergehende Neuprägung von Ein-Pfenning-Stücken aus Aluminium beziehungsweise von Fünf- und Zehn-Pfennig-Stücken aus Eisen und Zink konnte die Kleingeldnot zu keiner Zeit beheben.

Um das wirtschaftliche Leben aufrecht zu erhalten, suchten die Städte den Ausweg über die Herausgabe von Notgeld. Doch der Staat erkannte das Notgeld nicht an. Andererseits musste der Staat es aber dulden, weil keine Alternative bestand. Aus diesem Grund blieb das Notgeld in seiner Gültigkeit entsprechend dem Willen der Herausgeber auf ein begrenztes Territorium beschränkt.

Bald erkannten die Kommunen, dass mit dem Notgeld nicht nur der Kleingeldmangel beseitigt werden konnte, sondern dass das Notgeld auch eine Möglichkeit der Schatzbildung war. Diese Situation machte auch um Treffurt keinen Bogen. Da der Kleingeldmangel auch nach dem Ersten Weltkrieg nicht beseitigt werden konnte, blieben Notgeldemissionen eine wichtige Stütze des Handels und der Wirtschaft.

In Treffurt wurden vom Magistrat der Stadt am 1. Juni 1921 Notgeldscheine über 25 bis 50 Pfennige mit der Gültigkeit bis zum 1. Februar 1922, unterzeichnet von Bürgermeister Daus, herausgegeben. Interessant ist, dass alle 14 Seiten verscheidenartig in der Darstellung sind. Die Entwürfe stammten von dem Münchner Künstler M. E. Beyrer, gedruckt wurden die Scheine von Christian Gerlach aus Mühlhausen. Alle Papierscheine waren einlösbar in der Stadtkasse beim Magistrat Treffurt.

Bei der Ausgabe wurde von Anfang an an das kranke "Stadtsäckel" gedacht, aber auch der Sammlerwert mit einkalkuliert. Um diese Leidenschaft anzureizen, bestand ein Satz aus sieben Scheinen. Jeder Schein hatte auf der Rückseite einen Buchstaben und den Aufdruck "Willst Du den Namen dieser Stadt, dann reih' zusammen Blatt an Blatt". In der richtigen Reihenfolge ergab sich T - r - e - ff - u - r - t. Auf den Vorderseiten sind historische Gebäude der Stadt Treffurt, wie das ehemalige Hessische Amtshaus bis 1736 (50 Pfennige), das ehemalige Kurmainzische Amtshaus bis 1802 (25 Pfennige) sowie das 1609 erbaute Rathaus (50 Pfennige) und noch weitere schöne Ansichten abgedruckt.

Für uns sind diese Notgeldscheine heute Spiegelung des damaligen Zeitgeistes und durch die grafische Gestaltung sehenswerte Erinnerung an das vergangene Jahrhundert.

Anmerkung von Karin Kahl:

Immer noch ist das Treffurter Notgeld unter Sammlern sehr begehrt. Unter anderem bei Internetauktionen wie Ebay können Interessierte fündig werden.

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  Buchtipp: Deutsches Notgeld

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